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«Kurzstrecken bieten grosses Potenzial für nachhaltige Mobilität»

Viele tägliche Distanzen sind kürzer als vier Kilometer – und werden trotzdem mit dem Auto zurückgelegt. Warum ist das so? Und wie kann man Alternativen wie das Velo attraktiver machen? Patrick Abegg vom Kanton Luzern spricht über Herausforderungen und Lösungen für eine nachhaltige Mobilität.

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Luzern, Schweiz

Mit dem Auto zum Einkaufen, mit dem Töffli ins Fussballtraining und mit dem Bus zur Arbeit fahren – für viele sind solche täglichen Kurzstrecken eine Selbstverständlichkeit. Darum liegt gerade hier grosses Potenzial für eine nachhaltige Mobilität. Patrick Abegg ist im Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement des Kantons Luzern im Bereich Politik und Strategie für die Mobilität zuständig und leitete das Projekt «Zukunft Mobilität im Kanton Luzern». Das Ziel des Projekts ist, Strategien für eine effiziente, nachhaltige und zukunftsorientierte Verkehrsentwicklung zu erarbeiten. Im Interview spricht Patrick Abegg über Herausforderungen, Chancen und die Zukunft der Mobilität.  

Patrick Abegg, was steckt hinter dem Projekt «Zukunft Mobilität im Kanton Luzern»? 
Mit diesem Projekt gibt es zum ersten Mal eine umfassende Mobilitätsstrategie für den gesamten Kanton. Die Strategie basiert auf dem 4V-Konzept: Verkehr vermeiden, verlagern, vernetzten und verträglich abwickeln. Neben einer guten Erreichbarkeit sollen als Ziel des Projekts auch nachhaltige Verkehrsmittel gefördert werden – nicht durch Verbote, sondern durch bessere und attraktivere Alternativen. Besonders bei Kurzstrecken gibt es gerade in Städten und der Agglomeration ein grosses Potenzial für Veränderungen.  

Diesem Projekt liegt zugrunde, dass 30 Prozent aller Autofahrten in der Schweiz kürzer sind als vier Kilometer. Warum greifen viele Personen auch für kurze Strecken aufs Auto zurück?  
Es sind vor allem Gewohnheit, Bequemlichkeit und vor allem auch fehlende Alternativen, die eine grosse Rolle spielen – besonders in ländlichen Gebieten. Auch Faktoren wie kostenlose Parkplätze am Arbeitsplatz oder körperliche Einschränkungen beeinflussen die Wahl, ob es das Velo, der Bus oder das Auto sein soll. 

Warum legen Sie einen so starken Fokus auf Kurzstreckenfahrten? Was ist der Unterschied zu Langstrecken?  
Kurzstreckenfahrten mit dem Auto sind besonders ineffizient: Der Motor ist noch kalt, der Verbrauch hoch und oft sitzt nur eine Person im Auto. Wer stattdessen zu Fuss geht, das Velo oder den öffentlichen Verkehr nutzt, leistet einen Beitrag zum Klimaschutz, reduziert die Verkehrsbelastung und fördert die eigene Gesundheit.

Wie kann man die Menschen dazu bringen, für Kurzstrecken auf Alternativen zum Auto umzusteigen?Es braucht zweierlei. Einerseits ist es eine Frage der Infrastruktur. Sichere und attraktive Velowege, gute Abstellmöglichkeiten und verlässliche ÖV-Angebote sind entscheidend. Andererseits muss das Bewusstsein bei Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern für umweltschonendere Alternativen gestärkt werden. Dies lässt sich etwa durch einen Mobilitätsbonus in Unternehmen färdern. Oder es gibt zum Beispiel die Luzernmobil-Challenge, bei der Teilnehmende einen Monat lang ihr Auto stehen lassen und stattdessen ein kostenloses Mobilitätspaket mit E-Bike, ÖV-Guthaben und Carsharing-Angeboten erhalten. Die Challenge findet im September 2025 zum dritten Mal statt. Bewerben kann man sich im Mai auf Luzernmobil.ch.  

Welche Veränderungen im Mobilitätsverhalten sind im Kanton Luzern sichtbar?  
Grundsätzlich verändert sich das Verhalten nur langsam. Eine Ausnahme war die Corona-Pandemie, während der die Menschen weniger unterwegs waren. Danach pendelten sich die Gewohnheiten aber mehrheitlich wieder auf dem vorherigen Niveau ein. Stark zugenommen hat die Nutzung von E-Bikes, mit denen auch längere Distanzen zurückgelegt werden. 

Welche Massnahmen können Städte und Gemeinden konkret umsetzen?  
Ein gutes Beispiel ist das «nextbike»-Angebot in der Stadt Luzern und Umgebung. Auch Velovorzugsrouten mit breiteren Velospuren und weniger Lichtsignalen, wie sie beispielsweise die Stadt Bern umsetzt, können ein Vorbild sein. 

Welche Tipps geben Sie Verkehrsteilnehmenden für eine nachhaltigere Mobilität mit auf den Weg?  
Einfach mal Alternativen ausprobieren! Man kann Strecken unter fünf Kilometern mit dem Velo oder zu Fuss zurücklegen, das ÖV-Angebot nutzen oder Fahrgemeinschaften bilden. Wer ein neues Auto kauft, kann über ein Elektro- oder Hybridfahrzeug nachdenken. So kann jeder und jede mit einem guten Beispiel vorangehen und andere inspirieren. 

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